ganztags
24. Oktober 2018 – 28. Oktober 2018
Wie können Städte wieder Orte für regionalisierte Kreisläufe und kleinteilige Ökonomien werden? Was braucht es, um diese Alltagsökonomien umzusetzen und was kann eine Wirtschaft, die am Alltag der Menschen angedockt ist? Darum geht es unter anderem beim diesjährigen urbanize!. Das internationale Festival für urbane Erkundungen in Wien befasst sich heuer von 24. bis 28. Oktober mit lokaler Gestaltungsmacht in einer globalen Welt.
Globale Stadt lokal gestalten
Das urbanize! Internationales Festival für urbane Erkundungen in Wien verbindet heuer Grätzel und Hood zur Erkundung von lokaler Gestaltungsmacht in einer globalen Welt.
Das Festival untersucht Nachbarschaft als Ausgangspunkt für Demokratisierung, Teilhabe und Empowerment, fragt nach Strukturen des Ermöglichens für eine kollaborative Stadtentwicklung in den Feldern Politik, Ökonomie und Planung, präsentiert internationale Good Practices aus Berlin, London, Zürich und Warschau, erforscht mit zahlreichen Stadterkundungen die Nachbarschaft und bringt Menschen und Wissen mit verschiedenen Vernetzungsaktivitäten zusammen.
Lange Zeit lautete eines der Versprechen der Stadt, in der Anonymität des Urbanen der sozialen Kontrolle des Dorfes zu entfliehen zu können. Die Anonymität war Teil des Freiheitsversprechens einer modernen, individualistischen Gesellschaft. In den letzten Jahren ist das Bedürfnis, engere soziale Beziehungen im Grätzel zu knüpfen und damit Nachbarschaft wieder in einem umfassenderen Verständnis zu leben, in erheblichen Teilen der Gesellschaft gestiegen. Verantwortlich dafür sind mehrere Phänomene: Die radikale Individualisierung der Gesellschaft als eine Folge einer neoliberalen Gesellschaftspolitik, die zur Vereinzelung und Vereinsamung vieler Menschen geführt hat. Der zunehmende Abbau des Sozialstaates, der dazu beiträgt Nachbarschaften wieder als lebensnotwendige Ressource zu sehen. Die Kommodifizierung städtischer Räume, die für einen Abbau von Orten des sozialen Miteinanders und für Ausschlüsse sorgt. Das Verschwinden von günstigen lokalen Nahversorgern und Treffpunkten wie Greißlern und Tschocherln. Genauso aber auch die Suche nach Auswegen aus der Krise der repräsentativen Demokratie, die Nachbarschaften als möglichen Ort für Selbstermächtigung und Demokratisierung (Stichwort: Munizipalismus) in den Blickpunkt rücken lässt, und neue Kompliz*innenschaften hervorbringt, die sich im Lokalen vernetzen, um die globalen Probleme der Stadt anzugehen.
Welche Chancen bietet also der Maßstab der Nachbarschaft, des Grätzels und Bezirks für Demokratisierung und Teilhabe, für die Stärkung der Zivilgesellschaft und des sozialen Zusammenhalts, für nachhaltigen sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Wandel? Welche politischen, wirtschaftlichen und planerischen Strukturen fördern eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen zivilgesellschaftlichem Engagement, Politik und Verwaltung? Welche Kompliz*innenschaften lassen sich auf lokaler Ebene knüpfen, um gemeinsam lebendige Stadtteile für eine heterogene Bewohner*innenschaft zu schaffen? Wie kann eine Ökonomie des Alltags aussehen, die lokale Strukturen stärkt, sinnstiftende Tätigkeit befördert, Care-Arbeit mitdenkt und das gute Leben für alle im Blick hat? Welche Räume braucht eine lebendige Zivilgesellschaft?
urbanize! 2018 verbindet Grätzel und Hood, und erkundet lokale Gestaltungsmacht in einer globalen Welt. Das Festival untersucht Nachbarschaft als Ort und Ausgangspunkt für Demokratisierung, Teilhabe und Empowerment, fragt nach Strukturen des Ermöglichens für eine kollaborative Stadtentwicklung in den Feldern Politik, Ökonomie und Planung, präsentiert internationale Good Practice und herausragende Projekte und Initiativen aus Berlin, London, Zürich und Warschau, erforscht mit zahlreichen Stadterkundungen die Nachbarschaft der Festivalzentrale Nordbahn-Halle, bringt Menschen und Wissen in zwei Vernetzungsforen zusammen und will mit einem großen Angebot an How to … Workshops zu Werkzeugen für Selbstorganisierung sowie Strategien und Taktiken für eine mündige Stadtgesellschaft mithelfen, vom Reden ins Handeln zu kommen. Es ist höchst an der Zeit, gegen die Feinde der offenen und sozialen Stadt und ihrer demokratisch verfassten Gesellschaft aufzustehen. Welcome - join us!
Alle Informationen zum Programm unter https://urbanize.at/
Der Eintritt zum Festival ist frei. Die Veranstaltung wird auf Deutsch abgehalten.