19. Januar 2016
Die Alpen sind in großer Gefahr, als Natur-, Kultur- und Lebensraum zu verschwinden. Diese Diagnose stammt von Werner Bätzing. Der Kulturgeograf gilt als DER internationale Alpenforscher im deutschen Sprachraum. Mit "Zwischen Wildnis und Freizeitpark" hat Bätzing eine Streitschrift zur Zukunft der Alpen veröffentlicht, die eine Debatte über das Leben in den Alpen entfacht hat.
Warum droht ein Burn-out der Alpen? Die Jungen ziehen weg. Die Alten sterben. Die landwirtschaftlichen Nutzflächen haben sich halbiert und die Kulturlandschaft verwildert. Die größeren Alpentäler verstädtern zusehends, die Peripherie verkommt mehr und mehr zur entvölkerten Wildnis. Land- und Forstwirtschaft, Handwerk und Gewerbe drohen unter dem ökonomischen Wettbewerbsdruck zusammenzubrechen. Übrig bleiben alpine Tourismuszentren, die die Natur als Fun- und Freizeitpark inszenieren. Sie repräsentieren aber nur fünf Prozent der 6.000 alpinen Gemeinden.
Bätzing fordert ein radikales Umdenken, mit der die Alpen zur Widerstandszone gegen rein ökonomische Effizienzzwänge werden sollen, und entwirft eine Vision von den Alpen als dezentralem Wirtschafts- und Lebensraum und von der Peripherie als Ort des "Guten Lebens".