Energiewende: wohin und womit?

Die Energiewende ist das zentrale Projekt des kommenden Jahrzehnts und eine wichtige Voraussetzung für eine nachhaltige Wirtschaft und Gesellschaft. Zwei Lösungsansätze stehen sich dabei gegenüber: Die einen setzen auf technischen Fortschritt und denken an Lösungen im großen Maßstab: Von Smart-Grids über CO2-Abscheidung bis hin zur Kernfusion reichen die Ideen.

Die anderen halten diese Techniken für zu teuer sowie schwer oder zu spät realisierbar und stellen als primären Erfolgsfaktor für das Gelingen der Energiewende das eigene Handeln in den Vordergrund: Nur wenn wir unsere Lebensweise und unser Wirtschaftssystem ändern, können wir die Energiewende schaffen.

Diese scheinbar konkurrierenden Visionen wurden im Rahmen der Session von „Science Busters“ Werner Gruber und ÖGUT-Chefin Monika Auer kontrastreich in zwei Impulsreferaten gegenübergestellt.

Werner Gruber stellte in seinem Referat die technischen Lösungen vor: ausgehend von vom Grundsatz „Wenn etwas funktioniert, dann wird es ein Erfolg“ spannte er den Bogen von Elektro- und Wasserstoff-Autos, deren Probleme hauptsächlich in der Produktion der für den Betrieb notwendigen Energie besteht, über die Glühbirne und Leuchtofflampe („Glühbirne für den Winter – sie heizt, und die Leuchtstofflampe für den Sommer – wird nicht warm“) bis hin zur Produktion von Energie überhaupt: am Beispiel Windrad wies er auf Fortschritte bei der Herstellung der Turbinen hin, wo seit kurzem die Seltene Erde Dysprosium durch eine neue Entwicklung ersetzt werden konnte. Mit der Kernfusion „bauen wir die Sonne nach“, so Gruber wörtlich. Der Abfall bei der Atomenergie wird durch ein „Myrrha“ genanntes Werk zerstrahlt (Inbetriebnahme offen)

Monika Auers Vortrag, Geschäftsführerin der Österreichischen Gesellschaft für Umweltschutz und Technik (ÖGUT), stand unter dem Motto „Was Lebensstil ausmacht“. Basis dafür war ein ÖGUT Zukunftsdialog 2035 (!), in dem  3 Strategien entwickelt wurden: Suffizienz, Effizienz, Konsistenz. Den Lebensstil definierte sie über soziokulturelle Aspekte, er ändert sich nicht von heute auf morgen: man will dazu gehören, eingelernte Konsummuster nicht hartnäckig. 2000 Watt Dauerleistung pro Person sind in Diskussion. Energiewende kann nicht nur über technische Faktoren gelingen und ist mit Effizienzgewinnen alleine nicht erreichbar.

Danach war das Publikum dran: Wie sieht die Lösung für die Energiewende aus? In den Beiträgen zeigte sich, dass es durchaus Bereitschaft für Veränderungen gibt: Souverän ist nicht der, der viel hat, sondern der wenig braucht (Zitat Niko Paech). Im Wiener Wohnungsbau ist mit der Anwendung der Passivhaus-Technik die Wende bereits begonnen. Ein 5 Liter Auto würde reichen, um die Energiezuwächse für die nächsten 40 Jahre einzudämmen. Kernfusion ist Höchsttechnologie und noch nicht „serienreif“, in Planung ist die Serienfertigung der Kraftwerke und diese sollten sukzessive die Kohlekraftwerke ersetzen. Für eine Änderung des Lebensstiles wie z.B. Entschleunigung müssten auch die Rahmenbedingungen angepasst werden (Uni-Betrieb, Lebensmittelversorgung durch Geschäfte). Eine Vollkostenrechnung am Beispiel Mobilität würde auch zur Änderung des Lebensstiles führen. Trotz aller bekannter Technologien sind künftige Entwicklungen nicht auszuschließen und schon gar nicht vorauszusehen.

Fazit: ohne Veränderung jedes einzelnen geht es nicht, die Technik ändert sich rasant, aber verlassen soll man sich nicht darauf.

Anmerkung des Autors Hans Jachs (frei nach Mahatma Ghandi): sei du selbst die Veränderung, die du sehen willst.

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