ganztags
21. Mai 2019
Die Ausgabe des europäischen Symposiums 2019 beschäftigt sich mit den vielfältigen Verbindungen, Verknüpfungen, und Überschneidungen von Kultur- und Bildungspolitik. Ziel ist die Wiedereröffnung von „Möglichkeitsräumen“ (Robert Musil), um der aktuellen Zukunftsvergessenheit entgegen zu wirken und so Schulen wieder in Stand zu setzen, auf der Höhe der Zeit zu agieren, wo mit den SchülerInnen sinnstiftende Lebensperspektiven entwickelt werden können.
Nicht nur alle erziehungswissenschaftliche Analysen deuten darauf hin, dass sowohl die Organisation als auch die inhaltliche Ausrichtung von Schule den sich zum Teil dramatisch verändernden Anforderungen immer weniger gerecht werden. Das hindert führende Lobbyist*innen des Industrialismus nicht daran, sich mit aller Macht noch einmal gegen den wachsenden Veränderungsdruck aufzubäumen und ein „more of the same“ zu fordern (In diesem Zusammen hat sich zuletzt die österreichische Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck öffentlichkeitswirksam beklagt, „die Gymnasien würden immer mehr am Markt vorbei produzieren“.
Der im Vergleich zum Bildungsbereich wesentlich kleinere und daher auch wendigere Kunst- und Kulturbereich hat zuletzt in vielfacher Weise versucht, den „aktuellen Verhältnissen“ Rechnung zu tragen. Dahingehend hat sich zuletzt der Rektor der Angewandten Gerald Bast geäußert, wenn er in einem Interview eine grundlegende Reform des Bildungswesens fordert und dabei den Kunstbetrieb in seinem Bemühen, enge Disziplinengrenzen auszulösen und damit bewusst Neuland zu betreten, zu einem Referenzmedium erklärt.
Diesen Gedanken möchte das geplante europäische Symposium gerne aufgreifen und bisher vernachlässigte Möglichkeiten des Zusammenwirkens von Kultur- und Bildungspolitik auf Basis einer kritischen Einschätzung der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen diskutieren.
Als Grundlage dienen hier ebenso eine Vielzahl von Good Practice Formen, in denen personale, institutionelle und politische Kooperationsformen zwischen Kunst, Kultur und Bildung exemplarisch realisiert worden sind wie diverse Forschungsprojekte, die diese Aktivitäten auf „Zukunftswirksamkeit“ untersucht haben. Besonders ergiebig könnte dabei die jüngste EDUCULT-Studie zur bildungspolitischen Relevanz von kultureller Bildung sein, die eine Reihe von Begründungszusammenhängen diskutiert, die eine intensivere Beschäftigung mit Kunst und Kultur in der Schule sinnvoll und notwendig erscheinen lassen (sie betreffen die spielerisch-ästhetische Ausdrucksfähigkeit der emotionalen Anteile der Schüler*innen ebenso wie die Überwindung traditioneller Fächergrenzen, die Förderung des Gemeinschaftsgedankens oder die inhaltliche Neuausrichtung eines sinnstiftenden Arbeitsbegriffs abseits industrieller Lohnarbeit). Als weiteres grundlegendes Dokument lässt sich der Text „what can education learn from the arts about the practice of education” des Doyens der US-amerikanischen Arts Education-Bewegung anführen.
In Weiterentwicklung der bisherigen Formate soll das Symposium über den Tag hinweg eher Workshopcharakter haben. Neben der Präsentation ausgewählter neuer europäischer Bildungskonzepte soll vor allem folgenden Fragen nachgegangen werden.
- Welche Erwartungen haben Schulen an Kunstuniversitäten?
- Was haben Kunstuniversitäten Schulen anzubieten?
- Was kann Kulturpolitik zugunsten einer engeren Zusammenarbeit von Kunstuniversitäten und Schulen leisten?
Am Ende des Workshops könnten die Eckdaten eines europäischen Projektes stehen, das als Referenzaktivität der Angewandten mit Partneruniversitäten und ihnen nahestehenden Schulen durchgeführt werden könnte.
Den Abschluss bildet eine öffentliche Diskussion, zu der u.a. die beiden für Kultur und Bildung zuständigen Stadträt*innen Veronica Kaup-Hasler und Jürgen Czernohorsky eingeladen wurden.