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18. Juni 2019
Wenn wir Wohlstandsstandards zwischen Ländern vergleichen; wenn wir wissen wollen, ob die Wirtschaft wächst oder in eine Rezession rutscht; wenn wir wichtige Zukunftsindikatoren wie Forschungsausgaben oder Infrastrukturinvestitionen auf ein Vergleichsmaß referenzieren - dann kommen wir um eine ökonomische Größe nicht herum: das Bruttoinlandsprodukt, kurz BIP. Es repräsentiert die Summe aller in einem Land erzeugten Güter und Dienstleistungen, ausgedrückt in einem Geldwert, einer einzigen Zahl. Und es ist die vielleicht mächtigste Kennzahl der Ökonomie.
Nach den beiden Weltkriegen in der Zeit des Wirtschaftsaufschwungs wurde das BIP zum wesentlichen Indikator für die Messung des Wohlstands und zum Label des Fortschrittsoptimismus. Mit der seit den 1970er Jahren erstarkenden Ökologiebewegung verstärkte sich aber die Kritik an seinen konzeptionellen Mängeln, etwa der fehlenden Berücksichtigung des Ressourcenverbrauchs. Heute treten die Grenzen des BIP deutlich hervor: Für die großen Herausforderungen unseres Jahrhunderts – wie Klimakrise und globale Ungleichheit – ist der zentrale ökonomische Indikator blind. Dennoch bleibt seine Dominanz noch ungebrochen.
Worin liegt trotz all seiner Defizite seine große Beharrungskraft? Liefert uns das BIP als Kennzahl heute noch einen vertrauenswürdigen Kompass für ökonomische Entscheidungen? Wieviel Ideologie steckt im BIP-Konzept? Welche alternativen Ansätze zur Beurteilung der Leistungen einer Wirtschaft können es ergänzen oder ersetzen? Was ist das eigentliche Ziel ökonomischen Denkens und Handelns? Woran sollte heute ökonomischer Erfolg gemessen werden?
Um über diese Fragen zu diskutieren lädt der club research am 18. Juni 2019 gemeinsam mit seinen Kooperationspartnern, Arbeiterkammer Wien und MA 23 – Wirtschaft, Arbeit und Statistik, sehr herzlich ein.